Geschichte Stiftung Pfefferwerk

Das Industriedenkmal Pfefferberg

1841 I Gründung der Brauerei

Vor den Toren Berlins, am südlichen Ausläufer des Barnims, erwarb der aus Bayern stammende Joseph Pfeffer im Oktober ein unbebautes Grundstück. Darauf errichtete er eine Brauerei untergäriger Brauart, die erste ihrer Art in Berlins nördlicher Vorstadt. 1844 eröffnete er das Bierzapfungslokal mit Biergarten, musste aber schon 1851 zwangsweise verkaufen.

1861 I Übernahme durch Schneider & Hillig

Mit den neuen Besitzern Friedrich Ernst Hillig und Johann Leonhard Friedrich nahm die Entwicklung der Brauerei ab 1861 einen beträchtlichen Aufschwung. Eine rege Brautätigkeit setzte ein. Weitläufige Kelleranlagen entstanden. Die Bierproduktion auf dem Pfefferberg stieg sprunghaft an, der Absatz florierte. Der vormalige Handwerksbetrieb entwickelte sich zu einem Industriebetrieb und wurde ein beliebtes Ausflugziel. Spätestens ab 1872 war der Name „Pfefferberg“ für das Areal gebräuchlich. 1919 verschmolz die Brauerei mit der Schultheiß AG.

1921 I Stilllegung des Brauereibetriebs und Umnutzung als Schokoladenfabrik und Groß-Bäckerei

Die mit dem 1. Weltkriege einhergehenden Lieferengpässe und Rationierungen führten zu einer sinkenden Bierproduktion. Viele Brauereien in der nördlichen Vorstadt mussten schließen. Auf dem Pfefferberg wurde der Betrieb 1921 eingestellt. 1922 erwarb die  Hoffmann-Schokolade-Kommanditgesellschaft auf Aktien“ das Areal und baute es für die Schokoladen- und Pralinenproduktion um. 1926 kam die “Einkaufsgenossenschaft der Bäcker und Konditoren von Groß-Berlin e.G. m.b.H.” (EBK) als weiterer Gesellschafter hinzu. Anfang der 1930er Jahre pachtete die Germania Brotbäckerei Gebäude auf dem Gelände und produzierte dort bis zum Ende des 2. Weltkrieges.

1944 gab es Pläne, in den Tiefkellern auf dem Gelände sogenannte kriegswichtige Produktion für Waffenelektronik anzusiedeln. Allerdings ist offen, in welchem Umfang dies tatsächlich zur Ausführung kam. Sicher ist, dass die Zivilbevölkerung bei Bombenalarm in den Tiefkellern Zuflucht fand. Oberirdisch hinterließen Bombentreffer erhebliche Schäden an mehreren Gebäuden.

1946 I Einzug der „Neues Deutschland“ Druckerei und Verlag GmbH

Nach 1945 wurde der Pfefferberg Volkseigentum der DDR. Im Sommer 1946 zog die Druckerei und der Verlag „Neues Deutschland“ ein. Ab 1947 erfolgte über sechs Jahre lang die gesamte Herstellung der Tageszeitung und anderer Zeitschriften auf dem Pfefferberg-Gelände. Rund 370 Mitarbeiter*innen waren hier tätig. Danach verlagerte man die Produktion nach und nach auf andere Standorte.

1973 verließ der Verlag das Areal und die Kommunale Wohnungsverwaltung Prenzlauer Berg übernahm die Verwaltung und Nutzung des Pfefferbergs. Eine Mischnutzung prägte das Gelände, darunter Büros und Werkstätten verschiedener handwerklicher Gewerke. Außerdem gab es eine Kantine, die die Arbeiter aus den umliegenden Betrieben versorgte. Das Gelände verfiel zunehmend.

1990 I „Kulturfabrik Pfefferberg“

1987 beauftragte der Berliner Magistrat das Institut für Städtebau und Architektur, mit einer Studie, die Vorschläge für die künftige Entwicklung und Nutzung des Geländes unterbreiten sollte. Die Architekten Uwe Salzl und Bertram Vandreike legten ein Konzept vor, wonach das Gelände zur „Kulturfabrik Pfefferberg“ umgebaut werden könnte. Es verschwand jedoch in den Akten des Bezirksbauamtes.

Mit dem Fall der Mauer und dem Einigungsvertrag ging die Immobilie im Oktober 1990 ideell zu gleichen Teilen in das Eigentum der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Berlin über. Zu dieser Zeit war nur noch ein Zehntel der Nutzfläche vermietet.

Die Initiatoren der „Kulturfabrik Pfefferberg“ hielten an ihrer Idee fest und warben Verbündete für ihr Vorhaben – Kiezbewohner*innen, Kunstschaffende und engagierte Menschen aus Politik und Verwaltung sowie den Förderband e.V.

Ende 1990 gründeten die Akteure eine eigene Organisationsstruktur – den Pfefferwerk e.V., Verein zur Förderung von Stadtkultur. Sie bekamen einen Mietvertrag und machten den Pfefferberg zu einem Zentrum, das sozialen, künstlerischen sowie kleingewerblichen Aktivitäten neuen Raum zur Entfaltung bieten und neue Arbeitsplätze ermöglichen sollte.

Mitte der 1990er Jahre verzeichnete der Veranstaltungsbereich bereits jährlich mehrere Zehntausend Besucher*innen. Weltmusik und Tanztheater zählten zu den konzeptionellen Schwerpunkten. Das Festival „Tanztage“ und später das „Europäische Flamencofestival“ hatten hier ihre Heimat.

Im Juni 1991 gründete der Pfefferwerk e.V. eine Tochter – die Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH, die sich von einem zunächst reinen Beschäftigungsträger zu einem wichtigen freien Träger für Jugendhilfe und Stadtteilarbeit entwickelte.

Parallel zum laufenden Kulturbetrieb und der soziokulturellen Arbeit ging die Auseinandersetzung um die Zukunft der Immobilie weiter. Nachdem Rückübertragungsansprüche abgelehnt und Bund und Land Berlin sich auf einen Verkauf des inzwischen unter Denkmalschutz gestellten Geländes verständigt hatten, wurde ein Bieterverfahren eingeleitet. Auch die Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH nahm daran teil.

1999 I Der langfristige Erhalt des Pfefferbergs als Kulturstandort gelingt

Im Dezember 1999 konnte die Pfefferwerk Stadtkultur gGmbH die Immobilie erwerben. Dies wurde durch die Unterstützung der für Arbeit zuständigen Senatsverwaltung des Landes Berlin möglich. Sie stellte für den Ankauf eine Zuwendung in Höhe von sieben Millionen DM zur Verfügung – unter strengen Auflagen: Die Immobilie sollte als Stiftungskapital in die neu gegründete Stiftung Pfefferwerk eingebracht und ein Erbbaurecht an einen professionellen Projektentwickler ausgereicht werden.

Daran war außerdem ein Nutzungskonzept gebunden, dass eine Mischnutzung durch soziale, kulturelle Projekte und Kleingewerbe und die denkmalgerechte Sanierung festschrieb. Im Zuge einer Konzeptanpassung wurde das Erbbaurecht in Teileigentum aufgeteilt.
Im Zeitraum von 2004 bis 2011 erfolgte die denkmalgerechte Sanierung durch die Teileigentümer und bis 2020 entstanden mehrere Neubauten auf dem Gelände.

Der Pfefferberg heute

Wer heute über den Pfefferberg geht, findet eine vielfältige und spannende Nutzungsmischung. Die denkmalgeschützte, vollständig sanierte Bausubstanz und die entstandenen Neubauten beherbergen Galerien, ein Museum für Architekturzeichnung, Ateliers und Werkstätten für junge und etablierte Künstler*innen, Veranstaltungsräume, Gastronomie und Übernachtungsmöglichkeiten.

Es wird geforscht, unterrichtet, aus- und weitergebildet. Und auch soziale Themen wie die Integration von Menschen mit Beeinträchtigungen oder die Ausbildung benachteiligter Jugendlicher haben auf dem Areal ihren Platz gefunden. Den Alltag auf dem Pfefferberg kennzeichnet Internationalität – bei den Nutzungskonzepten ebenso wie bei den hier ansässigen Akteur*innen.

Seit 2017 ist der Pfefferberg Schauplatz der Industriekultur Berlin und Teil der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH).

Mehr Informationen und Fotos zur Geschichte des Pfefferbergs gibt es hier.


Fotos: Panorama Brauerei Pfefferberg um 1890 ©Museum Pankow; Gruppenfoto vor Schneider&Hillig um 1900 ©Benninghoven; Panorama-Ansicht des gesamten Geländes des ‚Pfefferbergs‘ um 1930 ©Sammlung Grumm; Eingang Schönhauser 1946 und Handsetzerei ©Druckerei Neues Deutschland Betriebsgeschichte 1945-1965; Eingang Schönhauser um 1990©Stiftung Pfefferwerk; Flamencofestival©Herbert Schulze; Sanierung ©Rolf Matthes; Biergarten© Anja Liebau